Zuckerrübe
Die Königin der Feldfrüchte, so wird die Zuckerrübe auch genannt. Aber „süß“ zu sein ist nicht das einzige, was sie kann. Die Entwicklung ihrer Nutzung hatte vor über 200 Jahren großen Anteil an der agrarindustriellen Revolution der Vergangenheit. Nun ist die Zuckerrübe wieder mit dabei, wenn es bei neuen Technologien um die Nutzung von Zuckermolekülen geht: als Energiespeicher, in Bioreaktoren oder bei Baustoffen für alles, was der 3D-Drucker herstellen kann.
Die Zuckerrübe hat höchste Nährstoffansprüche
Mit dieser Zukunftsperspektive ist die Kultur auch heute in den wichtigen Ackerbauregionen Deutschlands ein bedeutendes Fruchtfolgeglied. Innerhalb der Fruchtfolge stellt die Zuckerrübe die höchsten Ansprüche an die Versorgung mit Makro- sowie mit Mikronährstoffen.
- Kalium ist Voraussetzung für hohe, sichere Erträge und wichtig für eine optimale Stickstoffeffizienz.
- Magnesium hält die Assimilationsleistung der Blätter sowie den Aufbau wichtiger Pflanzeninhaltsstoffe aufrecht.
- Hoher Zuckerertrag wird durch eine ausgewogene Nährstoffversorgung erzielt.
- Starke Verluste sind bei Bormangel zu befürchten.
Die Zuckerrübe ist Lieferant für wertvollen Zucker und Bioenergie
Zuckerrüben werden in erster Linie zur Zuckerproduktion angebaut. Daneben gibt es weitere Entwicklungen im Bioenergiesektor wie Ethanol, Biogas oder auch Biokunststoff, die in Zukunft Potential für neue Verwertungsrichtungen der Zuckerrübe bieten können. Die nachhaltige Produktion des qualitativ hochwertigen Rohstoffs Zuckerrübe erfordert eine ausgefeilte Anbautechnik und den ökonomisch wie ökologisch optimalen Einsatz von Betriebsmitteln.
Die wichtigsten Nährstoffe für Zuckerrüben
Kalium – die Voraussetzung für hohe Zuckerrübenerträge
- Mit einer Kaliumaufnahme von 450-600 kg/ha K2O ist Kalium mengenmäßig der wichtigste Nährstoff im Zuckerrübenanbau.
- Die größeren Kaliummengenanteile befinden sich dabei in der physiologisch aktiven grünen Blattmasse, der Kaliumgehalt im Speicherorgan Rübe ist dagegen deutlich geringer.
- Kalium ist bekannt für seine positiven Effekte auf die Ertragsbildung und die Höhe des Zuckergehaltes.
Kalium fördert die Photosyntheseleistung, dies führt zu einer vermehrten Stoffbildung im Kohlenhydratstoffwechsel (Saccharosebildung). - Des Weiteren wird die Ableitung der Assimilate und deren Einbau in den Rübenkörper begünstigt.
- Kalium stärkt die Pflanze gegenüber Krankheiten, wodurch ihre Leistungsfähigkeit erhalten bleibt.
- Unzureichende Kaliumgehalte im Boden gefährden die Bodenfruchtbarkeit und wirken sich negativ auf den Ertrag und den Zuckergehalt aus.
Kalium verbessert die Qualität von Zuckerrüben
- Der wichtigste Qualitätsfaktor von Zuckerrüben ist deren Zuckergehalt. Kalium beeinflusst diesen wegen seiner spezifischen physiologischen Wirkungen bei der Zuckerbildung, -ableitung und -speicherung positiv.
- In Versuchen konnte durch eine optimale Kaliumdüngung eine Erhöhung des Zuckergehaltes von 0,5-1,0 % Polarisation gemessen werden (Auszahlungspreise je t Rübe steigt).
- Kalium und Natrium (Na) beeinflussen die Alkalität des Zuckerrohsaftes. Eine Mindestalkalität des Rohsaftes ist für die Zuckergewinnung nötig.
- In einigen Regionen wird zusätzlich eine Qualitätsprämie über den Standardmelasseverlust (SMV) festgelegt. Der Standardmelasseverlust wird hinsichtlich der Düngung hauptsächlich über den Gehalt an α-Amino-Stickstoffgehalte bestimmt.
- Nach Einführung der Qualitätsberechnungsformel zur Berechnung der Zuckerausbeute hat die Kaliumdüngung kaum noch einen Einfluss auf den Standardmelasseverlust, da leicht steigende Kaliumgehalte in den Rüben durch sinkende α-Amino-Stickstoffgehalte überkompensiert werden. Der Standardmelasseverlust bleibt daher weitgehend unverändert.
- Eine optimale Kaliumversorgung verbessert die Stickstoffeffizienz der Zuckerrübe.
Hoher Zuckerertrag durch Nährstoffe im ausgewogenen Verhältnis
Magnesium
Magnesium wirkt vor allem positiv auf den Ertrag, da es zum einen die Assimilationsleistung der Rübenblätter lange aufrecht erhält und zum anderen den Citronensäurezyklus bei der Zellatmung und damit den Aufbau wichtiger Pflanzeninhaltsstoffe (Proteine, Fette, Kohlenhydrate) reguliert.
Schwefel
Eine gute Schwefelversorgung begünstigt die Zuckerqualität durch Verminderung des α-Amino-Stickstoffgehaltes. Schwefelmangel erhöht den Standardmelasseverlust.
Darüber hinaus hat Schwefel die folgenen Funktionen:
- Schwefel aktiviert wichtige Enzyme im Energie- und Fettsäurestoffwechsel. Er ist unerlässlich für die Synthese schwefelhaltiger Aminosäuren, nimmt Einfluss auf die gesamte Proteinsynthese und wirkt sich somit positiv auf den Ertrag aus.
- Eine optimale Schwefelversorgung führt zu einer effizienten Stickstoffverwertung. Denn bei Schwefelmangel kann der aufgenommene Stickstoff nicht in Proteine umgebaut werden und es erfolgt ein Signal an die Wurzeln, weniger Stickstoff aufzunehmen. Um Stickstoff optimal zu nutzen, muss also der Pflanzenbedarf an Schwefel gedeckt sein.
- Schwefel ermöglicht der Zuckerrübe, ihre physiologischen Prozesse auch bei Trockenstress optimal aufrecht zu erhalten und Ertragsverluste zu vermeiden oder zumindest zu minimieren. Schwefel ist Bestandteil des Stoffwechselproduktes Glutathion, das als Antioxidant bei Trockenstress entstehende Sauerstoffradikale unschädlich macht und somit Nekrosen an den Blättern verhindert.
Natrium
Eine ausreichende Natriumversorgung verbessert die Wasserausnutzung und kann Kaliummangel während Trockenperioden teilweise überbrücken. Versuchsergebnisse zeigen Ertragssteigerungen von 300-600 kg/ha Zucker durch Natriumgaben von 20-40 kg/ha.
Bor
Bor ist zur Zellgewebeausbildung und zur Produktion von Inhaltsstoffen (z.B. Zucker) wichtig. Bormangel führt zur Herz- und Trockenfäule und somit zu erheblichen Ertragsausfällen.
Mangan
Mangan hat ähnliche Stoffwechselfunktionen wie Magnesium. Es beeinflusst den Ertrag positiv z.B. durch die verbesserte Assimilation der Rübenblätter im Vegetationsverlauf.
Düngeempfehlungen für Zuckerrüben
Ziel der Düngung ist es, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten, um langfristig das natürliche Ertragspotential ausschöpfen zu können. Dazu muss ein optimaler Nährstoffgehalt im Boden erhalten werden (in Deutschland Bodengehaltsklasse „C“), d.h. mit dem Erntegut abgefahrene Nährstoffe müssen durch Düngung ersetzt werden. Zuzüglich zum Nährstoffentzug kommen Zuschläge für standortspezifische Verluste (beispielsweise durch Auswaschung) und zum Ausgleich früherer Defizite.
Empfehlungen für Bodendüngung
Die zu düngenden Nährstoffe sollten in chloridischer Form ausgebracht werden, da die Zuckerrübe zu den chlorid liebenden Kulturen gehört. Der beste Zeitpunkt für die Kaliumdüngung ist kurz vor der Aussaat.
Die nachfolgenden Düngungsempfehlungen sind berechnet am Nährstoffentzug des Haupternteproduktes auf Basis optimaler Boden-Nährstoffgehalte (in Deutschland Bodengehaltsklasse „C“). Zuschläge für standortspezifische Verluste durch Auswaschung, Fixierung oder Erosion sind dabei nicht berücksichtigt.
Gesamtentzug (inkl. Ernterückstände) 460 kg K2O, 100 kg MgO und 20 kg S pro ha |
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Entzug durch Haupternteprodukt 160 kg K2O, 50 kg MgO und 10 kg S pro ha |
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Empfehlungen für Blattdüngung
Die Blattdüngung versorgt die Pflanze effektiv mit den Mikronährstoffen Bor, Mangan, Zink oder Kupfer.
Zudem ergänzt sie gezielt die Bodendüngung mit schnell verfügbaren Makronährstoffen wie Magnesium oder Schwefel. In Phasen mit starkem Wachstum deckt die Düngung über das Blatt Bedarfsspitzen ab und sorgt zuverlässig auch bei Trockenheit oder einer zu langsamen Schwefelmineralisation für eine optimale Nährstoffversorgung.
Dies sichert beste Erträge und Qualitäten. Sind bereits Mangelsymptome aufgetreten, so verschafft die Blattdüngung eine effektive und schnellstmögliche Abhilfe.
Produktempfehlungen
Zur Deckung des Spitzenbedarfs und zur Bekämpfung latenten Magnesium- und Schwefelmangels werden 15-25 kg epsoTOP® /ha in 5 %iger Lösung empfohlen. Bei starkem Mangel oder sichtbaren Mangelsymptomen kann die Aufwandmenge bis zu 50 kg/ha, aufgesplittet in zwei bis vier Teilapplikationen, erhöht werden.
Eine 5 %ige Lösung mit epsoMICROTOP® kann zwischen Reihenschluss und Ende Juli/Anfang August (mit der Fungizidmaßnahme) ausgebracht werden, um zusätzlich den Bor- bzw. den Manganbedarf der Zuckerrübe sicherzustellen.