Meine Geschäftsreise nach Indien – Teil 2/3
Die erste Nacht in Indien ist vergangen und schon der erste Morgen in diesem Land hielt bereits eine große Herausforderung für mich bereit – das Frühstück.
Selten habe ich ein so reichhaltiges Frühstück gesehen und selten habe ich vor so vielen Speisen „Angst“ gehabt. Eine alte Reiseweisheit besagt „cook it, peel it or forget it“.
Es schmerzt schon, wenn man die lecker anmutenden Köstlichkeiten am Buffet leider meiden muss. Alleine das Angebot an frischem Obst war überwältigend. Letzten Endes habe ich mich dann überwiegend an Speisen versucht, die einmal am Siedepunkt angelangt waren oder sogar aus dem Ofen kamen. Bisher ist alles gut gegangen. Ich denke, dass noch einige Herausforderungen dieser Art auf mich zukommen werden, da Indien kulinarisch viel zu bieten hat und somit die Vielfalt an Zutaten und Gewürzen unglaublich groß ist.
Der wahrscheinlich spannendste Aspekt eines Indienaufenthalts (neben der richtigen Wahl der Nahrung) ist die Reise auf der Straße. Selbst das Überqueren einer Straße zu Fuß kann ein Abenteuer sein. Das Verhältnis der Straße zu den Verkehrsteilnehmern ist hier erkennbar schlechter als in anderen Ländern. Die auf dem Asphalt angedeutete Anzahl von Fahrspuren hat nichts mit der Einteilung dieser, wie es die Menschen hier machen, zu tun. Es wird sowohl links als auch rechts gleichzeitig überholt. Blinkt man links, kann man trotzdem rechts abbiegen und andersherum. Eine wichtige Rolle während des Autofahrens spielt die Hupe. Sie hat viele Bedeutungen, von „Ich bin hier“ bis hin zu Flüchen an den Vordermann. Es scheint so als könne man die Hupe unterschiedlich betätigen, damit verschiedene Klänge entstehen.
Selbstverständlich fahre ich hier nicht selbst. Manchmal wirkt es so als würden einzelne Verkehrsteilnehmer versuchen alle Regeln zu brechen – und das mit Erfolg. Die Inder schenken sich nichts auf den Straßen, um jede Lücke wird gekämpft und der Verlierer muss dies akzeptieren und stürzt sich gegebenenfalls in die nächste Auseinandersetzung.
Die durchschnittlichen Reisegeschwindigkeiten, welche man in Deutschland gewohnt ist, lassen sich keinesfalls auf die von Indien übertragen. Wer sich kein Auto leisten kann, nimmt sich ein Motorrad. Wenn auch das keine Option ist, sind Bus und Bahn das Fortbewegungsmittel der Inder. Die Preise sind zwar erschwinglich aber die Reisezeiten steigen ins Unermessliche. Eine Busfahrt von Pune nach Nashik ( ca. 200 km) kostet knapp 9,00 Euro, dauert aber fast acht Stunden. Wie es der Zufall so will, habe ich mein Portmone, inklusive Reisepass, vor lauter Hektik im Hotelzimmer in Nashik vergessen. Stellt Euch vor - ein Mitarbeiter des Hotels in Nashik brachte mir dieses und nahm dafür 8 Stunden Hin- und 8 Stunden Rückfahrt in Kauf, ohne zusätzliche Kosten.
Ein weiteres Erlebnis war einer der größten Handelsmärkte in Mumbai. Auf dem etwa 3 Hektar großen Markt werden Agrarprodukte (Mandi) wie Obst und Gemüse gehandelt. Feldfrüchte findet man hier jedoch nicht.
Der Markt ist in zwei Bereiche aufgeteilt. Im Ersten handeln die sogenannten „Agents“ die Produkte, die von den Landwirten angeliefert werden. Der Landwirt beauftragt einen Agenten die Waren in seinem Namen zu verkaufen. Die geöffneten Säcke werden unter Ausschluss der Öffentlichkeit gehandelt, das heißt, dass Agent und Großhändler ihre Hände unter einem Tuch verstecken und durch Tippen der Finger an verschiedenen Stellen der Hand des Anderen den Preis verhandeln. Nachdem der Preis festgelegt wurde, wird die Ware auf die Waage gelegt und der Handelsbetrag ermittelt. Diesen kennen nur Agent und Käufer! Selbst der Farmer wird den Preis nicht erfahren. Er hofft lediglich auf einen kleinen Gewinnanteil.
Der Käufer im ersten Bereich ist übrigens der Verkäufer des Zweiten. Hier werden also keine ganzen Säcke gehandelt, sondern Mengen über 2,5 kg. Kleinere Mengen gibt es dann doch beim Obst- und Gemüsehändler um die Ecke.
Wie Ihr wahrscheinlich schon mitbekommen habt, hat Indien sehr viel zu bieten. Ich freue mich auf die kommenden Tage, die mit Sicherheit sehr spannend werden.
Bis bald
Kay