Die weißen Berge des Werratals werden grün!
Weltweit gibt es keinen Kali-Bergbau ohne Rückstand. Ein großer Teil des Rückstands wird an den Kalifabriken im Werratal auf Halden entsorgt, wie es weltweit Stand der Technik ist. Durch Niederschläge auf die Halden entstehen salzhaltige Wässer, die wiederum entsorgt werden müssen. Den größten Hebel, um zukünftig die Auswirkungen der Salzhalden auf Mensch und Umwelt zu minimieren, sieht K+S in ihrer Abdeckung und Begrünung. Das sorgt dafür, dass Niederschläge im Idealfall nicht mehr mit dem Salzkörper der Halde in Kontakt kommen und damit der Anfall mineralisierter Haldenwässer minimiert wird. Seit Sommer 2022 werden daher bereits die Plateauflächen der Rückstandshalden in Hattorf und Wintershall abgedeckt und anschließend begrünt. Auch die Haldenflanken sollen voraussichtlich ab Ende der 2020er Jahre schrittweise mit einem standortangepassten System abgedeckt und begrünt werden.
Aktuelle Themen der Haldenabdeckung
Warum wir die Halden abdecken
Trotz der Weiterentwicklung von Abbau- und Aufbereitungstechnologien kommt eine wirtschaftliche Kaliproduktion auch heute noch nicht vollständig ohne den Anfall von festen Rückständen aus. Sie werden anschließend gemäß dem Stand der Technik auf den Rückstandshalden entsorgt. Die Abraumhalden bestehen aus den Rückständen, die bei der Produktion von Düngemitteln und anderen wertvollen mineralischen Produkten in den übertägigen Fabriken anfallen. Regen oder Schnee lösen Salze aus der Halde. Das so entstandene salzhaltige Haldenwasser wird in Gräben rund um die Halde aufgefangen, in Becken zwischengespeichert und anschließend auf der Basis entsprechender Genehmigungen ordnungsgemäß in die Werra eingeleitet oder zur vorgeschriebenen Flutung früherer Bergwerke genutzt. K+S und so auch das Werk Werra verfolgen das Ziel, mit einer Haldenabdeckung die Menge an salzhaltigen Haldenwässern zukünftig auf das technisch mögliche Mindestmaß zu reduzieren und somit z.B. die Einleitung in die Werra zu minimieren.
Vier Motive bilden dabei die Handlungsgrundlage zur Haldenabdeckung des Werks Werra:
Wir übernehmen langfristig Verantwortung für Mensch und Umwelt in der Region
Das K+S-Werk Werra ist sich der Bedeutung seiner langfristigen Verantwortung für Mensch und Umwelt der Region bewusst. Die Haldenabdeckung ist dabei ein Ausdruck dieses Engagements. Mit der Begrünung der Halden soll aktiv zur Verbesserung der Lebensqualität in der Region beigetragen werden. Dabei gilt es, nachhaltige Lösungen zu schaffen, die sowohl den ökologischen als auch den sozialen Aspekten gerecht werden. Das Engagement geht dabei über die Umwelt hinaus. Es wird eng mit den lokalen Gemeinden zusammengearbeitet, ihre Anliegen angehört und gemeinsam an Lösungen gearbeitet, die für alle von Vorteil sind.
Wir sichern die Produktion und den Wohlstand der Region für die nächsten Jahrzehnte
Als ein wichtiger Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb in der Werratal-Region will K+S langfristig und zukunftssicher die Arbeitsplätze der etwa 4.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Werk Werra sichern. Der Fortbestand und die Aufrechterhaltung der Produktionsstätten sind nur möglich, wenn der Verbleib der Produktionsrückstände gesichert ist. Das nachhaltige Rückstandsmanagement und die Haldenabdeckung stellen sicher, dass K+S nicht nur heute, sondern auch in den kommenden Jahrzehnten ein verlässlicher Partner für die Menschen und die Wirtschaft der Region ist.
Wir minimieren den Salzeintrag in die Flüsse
Durch die Abdeckung und anschließende Begrünung der Halden wird die Versickerung von Regenwasser in die Salzhalden und somit die Entstehung von Haldenwasser verringert. Die Haldenabdeckung leistet so einen entscheidenden Beitrag zur Reduzierung der anfallenden Salzwässer und somit zur Verbesserung des ökologischen Zustands der Flüsse. Ziel ist es, eine nachhaltige Zukunft zu schaffen, in der industrielle Aktivitäten und Umweltschutz im Einklang stehen. Die Reduzierung des Salzeintrags in die Flüsse ist ein wesentlicher Schritt in diese Richtung und zeigt verantwortungsbewusstes Handeln und Engagement für den Erhalt der natürlichen Lebensräume.
Wir geben der Natur ein Stück Lebensraum zurück
Das Werk Werra ist fest entschlossen, der Natur etwas zurückzugeben und einen positiven Einfluss auf die Umwelt zu haben. Mit der Haldenabdeckung und anschließenden Begrünung wird unter anderem das Ziel verfolgt, die Rückstandshalden wieder in das Landschaftsbild einzugliedern. Durch die Begrünung der Halden schafft K+S neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere und ermöglicht die Wiederansiedlung von heimischen Pflanzenarten. Dies erhöht die Biodiversität und stärkt die Widerstandsfähigkeit der lokalen Ökosysteme.
Vor- und Nachteile der Haldenabdeckung
Durch die Schaffung eines ganzheitlichen und in sich wirksamen Gesamtabdecksystems sollen verschiedene Vorteile erreicht werden
- Die Reduzierung des „ökologischen Fußabdrucks“ des Werks Werra als Produktionsstandort.
- Die Wiedernutzbarmachung der Tagesoberfläche, also die Wiedereingliederung der Halde in das Landschaftsbild.
- Die Umsetzung der Bewirtschaftungsplanung der Flussgebietsgemeinschaft (FGG) Weser, das heißt mittel- und langfristig einen guten chemischen und ökologischen Zustand von Werra und Weser zu schaffen.
- Die Produktionskapazitäten des Werks Werra aufrecht zu erhalten und somit die Arbeitsplätze in der Region langfristig zu sichern.
Um die Verkehrsbelastungen zu reduzieren, plant das Werk Werra einen an den Gleisverkehr angeschlossenen Logistikplatz im Bimbacher Feld (Philippsthal) nahe der B62. Mit diesem Logistikplatz soll sichergestellt werden, dass etwa zwei Drittel der benötigten Abdeckmaterialien für die Halden über den Schienenverkehr nach Hattorf und Wintershall angeliefert werden. Somit erfolgt eine deutliche Reduzierung des LKW-Verkehrs.
Staub und Lärm lassen sich dabei nicht vollständig vermeiden. Die Betriebs- und Annahmezeiten werden aber so anliegerfreundlich wie möglich festgelegt.
Oberflächenabdeckung der Halde Hattorf
Oberflächenabdeckung der Halde Wintershall
So funktioniert die Abdeckung der Halden
Die Abdeckung der Halden im Werratal umfasst zwei voneinander getrennte Abschnitte: die flachen oberen Ebenen und die langgezogenen steilen Flanken. Im Jahr 2022 haben wir auf den Flächen der Haldenplateaus an unseren Standorten Hattorf und Wintershall mit der Abdeckung begonnen. Sie besteht aus einer stabilen, reißfesten Kunststofffolie (Kunststoffdichtungsbahn), die auf die vorbereitete Oberfläche der Halde gelegt wird. Darüber kommt eine Schicht zur Entwässerung und eine etwa ein Meter dicke Schicht aus Boden. Die Erde dafür fällt bei der Vorbereitung neuer Haldenflächen an und kann so standortnah und nachhaltig wiederverwendet werden. Die Erdschicht dient als Grundlage für die Ansiedlung von Pflanzen, die einen großen Teil des Niederschlagswassers direkt verdunsten. Durch die Kunststofffdichtungsbahn kann kein Regenwasser mehr in die Halde eindringen, was die Bildung von salzigem Abwasser verhindert. Die Abdeckung des Hattorfer Haldenplateaus wird zum Ende des Jahres 2024 weitgehend abgeschlossen (ca. 6,5 Hektar), die Plateauabdeckung der Halde Wintershall schreitet ebenfalls fort und soll bis Ende 2025 vorläufig abgeschlossen sein.
Im nächsten Schritt werden auch die steilen Flanken der Halden abgedeckt und begrünt. Dafür wurde mithilfe vieler Labor- und Feldversuche ein spezielles System entwickelt, das an die besonderen Bedingungen der sehr hohen Haldenflanken im Werratal angepasst ist. Die geplante Abdeckung der Haldenflanken besteht aus einem breiten Fuß aus Boden und mineralischen Materialien im unteren Bereich als stabile Auflage sowie einer dünnen Schüttung parallel zur Haldenflanke im oberen Bereich bis zum Top. Wie auf dem Haldenplateau wird auch die gesamte Oberfläche der abgedeckten Flanke begrünt, um Regen und Schnee bereits an der Oberfläche zu verdunsten. Damit werden die derzeit weißen Berge des Werratals langfristig grün.
Dieses System ist optimal für die beiden Standorte geeignet, da es wenig Fläche und Material benötigt und eine schnelle Umsetzung bis zur Fertigstellung der gesamten Flankenabdeckung ermöglicht. Dennoch werden die Grundflächen der Halden durch die Abdeckung noch einmal deutlich wachsen. Um natürliche Ressourcen zu schonen und nachhaltig zu wirtschaften, werden hauptsächlich mineralische Abfälle und Ersatzbaustoffe (Materialien, die als Ersatz für natürliche Baustoffe dienen) verwendet. Im Genehmigungsverfahren weist K+S nach, dass nur Materialien eingesetzt werden, die unbedenklich sind. So können wir den ökologischen Zustand an unseren Haldenstandorten deutlich verbessern. Der mehrphasige Genehmigungsprozess hat im Jahr 2023 mit dem so genannten Scoping begonnen, bei dem der Umfang der benötigten Untersuchungen festgelegt wurde. Diese decken alle Aspekte ab, von der Schadlosigkeit der verwendeten Materialien über die Standfestigkeit der Abdeckung insgesamt bis zu den Auswirkungen auf Mensch und Natur. Derzeit laufen alle benötigten Untersuchungen und werden die Unterlagen für die eigentliche Antragstellung vorbereitet.