Boden gutmachen
Böden sind neben den Meeren die größten Kohlenstoffspeicher der Erde. Durch einige Nutzungsarten, beispielsweise durch Urbarmachung von Mooren oder Umbruch von Grünland zu Ackerland, werden größere Mengen des gebundenen Kohlenstoffs freigesetzt. Daneben verursacht die Tierhaltung Treibhausgase. Doch Landwirte haben auch die Möglichkeit durch veränderte Fruchtfolgen, alternative Bewirtschaftungsmethoden oder eine schonende Bodenbearbeitung CO2 aus der Atmosphäre als Kohlenstoff in und auf Böden zu speichern. Über längere Zeiträume können so der Atmosphäre erhebliche Mengen an Kohlendioxid entzogen werden. Dass diese Potenziale mehr genutzt werden müssen, um nationale und internationale Klimaziele zu erreichen, darin sind sich Experten einig. Die Europäische Union soll bis 2050 klimaneutral werden und der Agrarsektor muss seinen Beitrag dazu leisten.
Allerdings fehlten bisher einheitliche und transparente Messmethoden und Standards, um die Effizienz von Maßnahmen des sogenannten Carbon Farmings zu bestimmen. Doch die sind Voraussetzung dafür, dass Landwirte zukünftig für ihren Beitrag zum Klimaschutz bezahlt werden und somit einen Anreiz haben, Carbon Farming als Geschäftsmodell zu nutzen.
Was genau versteht man unter Carbon Farming?
Carbon Farming bezeichnet die landwirtschaftliche Bewirtschaftung von Bodenkohlenstoff mit dem Ziel, die Menge des gespeicherten organischen Kohlenstoffs zu erhöhen und somit den Klimawandel entgegenzuwirken. Carbon Farming umfasst die Verringerung von Treibhausgasemissionen, die Verringerung von Emissionen aus laufenden landwirtschaftlichen Verfahren sowie den Entzug von Kohlenstoff aus der Atmosphäre durch Bindung von organischem Bodenkohlenstoff in und auf landwirtschaftlich genutzten Böden.
Im Jahr 2022 hat K+S, als Düngemittelproduzent ein wichtiger Partner im Agrarsektor, deshalb gemeinsam mit der Landwirtschaftlichen Rentenbank und dem Agritech-Unternehmen Klim ein DIN-Standardisierungsverfahren zur Kohlenstoffspeicherung im Boden auf den Weg gebracht. 14 weitere deutsche Unternehmen, Verbände und politisch-wissenschaftliche Institutionen hatten sich dem Konsortium angeschlossen.
Jessica Berneburg-Wächter, Mitarbeiterin Innovation & Digital Transformation bei K+S, hat die Konsortialleitung übernommen: „Es war unser Ziel, die zahlreichen privatwirtschaftlichen Einzelinitiativen in eine gemeinsame Richtung zu lenken, vergleichbar und transparent zu machen und Lösungsvorschläge zur Debatte auf nationaler und europäischer Ebene zu erarbeiten.“
Jessica Berneburg-Wächter, Mitarbeiterin Innovation & Digital Transformation bei K+S, stellt einen ausgewählten Teilnehmerkreis aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft die DIN-SPEC 3609 vor.
Neuer DIN-Standard vorgestellt
Das Ergebnis: Die DIN SPEC 3609. Sie definiert Grundlagen, Anforderungen und Vorgehensweisen, um eine Systematik zur Quantifizierung und Bewertung des organischen Kohlenstoffaufbaus in und auf landwirtschaftlich genutzten Böden zu entwickeln. Der Fokus liegt dabei auf der so genannten „best practice“ zwischen wissenschaftichen Erkenntnissen und der Umsetzbarkeit und Verwendung von Monitoring-, Reporting- und Verification-(MRV)-Anwendungen. Diese sind ein entscheidendes Qualitätsmanagement-Werkzeug, um die Integrität und Effektivität von Maßnahmen im Bereich Carbon Farming sicherzustellen.
Am 27. Juni hat das DIN-Institut einen ausgewählten Teilnehmerkreis aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft die DIN-SPEC 3609 erstmals anlässlich der Veranstaltung „Carbon Management – Normen und Standards als Werkzeug für den Klimaschutz“ vorgestellt. Am Tag darauf konnten die Teilnehmer Fachvorträgen lauschen und in thematischen Workshops gemeinsam diskutieren.
Teilnehmer aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft diskutieren mit Jessica Berneburg-Wächter und Prof. Dr. Joska Gerendas, Leiter Forschung & Entwicklung Agri bei K+S, (links) über Carbon Farming.
„Dieser nationale Standard ist eine gute Grundlage für datengestützte, transparente Klimaschutz-Programme von entsprechenden Anbietern, die den Landwirten ihre Aufwände für klimafreundliche Bodenbewirtschaftung entlohnen“, Jessica Berneburg-Wächter zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis und gibt einen Ausblick auf das weitere Vorgehen: „Eine Ausweitung der Initiative auf europäischer Ebene ist für Ende 2024 geplant. Als K+S wollen wir uns auch daran aktiv beteiligen, denn Carbon Farming ist Teil des übergeordneten EU-Vorhabens zum Carbon Removal (CRCF) Das Themengebiet bietet für K+S zukünftig unterschiedlichste Potenziale, die es strategisch zu bewerten gilt.“
Parallel testet K+S zusammen mit dem gemeinnützigen Verein CO2-Land mit nordhessischen Landwirten Carbon Farming in der Praxis. Im Rahmen des Pilotprojekts ist am 19. Juli ein weiterer Feldtag geplant. Das Foto zeigt eine Veranstaltung aus dem vergangenen Jahr.