Die Brücke zwischen Forschung und Praxis
Es ist Freitag, Homeoffice-Tag für Dr. Setareh Jamali Jaghdani. Sie zieht sich ihren Kittel an, legt sich ihre Aufzeichnungen zurecht und begutachtet den Wachstumsfortschritt von Zuckerrüben. Homeoffice bedeutet für Dr. Setareh Jamali Jaghdani nicht der Schreibtisch in der eigenen Wohnung, sondern das Gewächshaus im Institute of Applied Plant Nutrition (IAPN). Das IAPN ist eine so genannte Public-Private-Partnership zwischen der Georg-August-Universität Göttingen und der K+S Minerals and Agriculture GmbH.
Von Teheran nach Nordhessen
Dr. Setareh Jamali Jaghdani wuchs in Teheran auf. Ihr Bachelorstudium ‚Gartenbau‘ absolvierte sie an der Universität Teheran. Für ihr Masterstudium ‚Pflanzenschutz‘ kam sie schließlich im September 2014 nach Deutschland.
„Nach meinem Masterstudium fasste ich den Entschluss zu promovieren, ich wollte unbedingt mehr lernen“, sagt Dr. Setareh Jamali Jaghdani strahlend. Sie bewarb sich auf ein Promotionsprogramm und bekam eine Zusage. Das Promotionsstudium ‚Pflanzenernährung und Pflanzenphysiologie‘ im internationalen Promotionsprogramm für Agrarwissenschaften absolvierte sie innerhalb von 3,5 Jahren ebenfalls an der Georg-August-Universität Göttingen.
Durch das internationale Masterprogramm ‚Crop Protection‘ an der Georg-August-Universität Göttingen hatte sie bereits Berührungspunkte mit dem IAPN. Der Weg zu K+S begann durch die von K+S unterstützte Promotion. Als Postdoktorandin lernte sie apl. Prof. Dr. Jóska Gerendás über gemeinsame Projekte kennen, der sie für eine Stelle in seiner Einheit anwarb. Seit genau einem Jahr ist Dr. Setareh Jamali Jaghdani inzwischen als Produktentwicklerin bei K+S tätig. „Wir arbeiten hier bei K+S fantastisch im Team zusammen. Das macht mir sehr viel Spaß und bringt mich beruflich weiter voran“.
Von der Idee bis zur Markteinführung
Die junge Einheit F&E Agri, geleitet von apl. Prof. Dr. Jóska Gerendás, bündelt verschiedene Funktionen. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen initialisiert und koordiniert Dr. Setareh Jamali Jaghdani F&E-Projekte, beschäftigt sich mit dem Produkt- und Technologie-Scouting und erarbeitet bewertbare Vorschläge für Produktentwicklungen. Für das Scouting besucht das Team Messen und Konferenzen, um das eigene Netzwerk zu erweitern. Ergänzt wird ihr Wissen durch regelmäßige Literaturrecherchen. „Wir sind ein Team aus Experten: Dr. Patrick Lawson, Dr. Sven Gönster-Jordan und ich sind Agronomen, aber mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Gerlinde Minkel ist unsere Forschungskoordinatorin und bearbeitet zusätzlich auch agronomische Themen. Thorsten Hanebut ist für das Feldversuchswesen zuständig.“
Auch das Thema Regulatorik im Bereich Düngeprodukte wird abgedeckt. „Dr. Giuliana Beck ist für die regulatorischen Themen und die Verbandsarbeit zuständig. Das Monitoring von Gesetzesvorhaben kann Auswirkungen auf die Nachfrage und Rentabilität bestimmter Produkte und somit auf unser zukünftiges Geschäft haben“, erklärt Dr. Setareh Jamali Jaghdani.
Die Arbeit der Einheit findet nicht losgelöst von dem Customer Segment Agriculture statt. Die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus F&E Agri und dem CSA bilden ein Tandem. F&E Agri schafft eine Bewertungsgrundlage, sodass im CSA auf der Basis von Prototypen über eine weitere Bearbeitung und die Markteinführung entschieden werden kann. „F&E Agri ist ein Teil der von Dr. Ludger Waldmann geleiteten Abteilung F&E, zu welcher auch das Analytik- und Forschungszentrum in Unterbreizbach gehört“, ergänzt Dr. Setareh Jamali Jaghdani.
Kooperation mit starken Partnern
Die Arbeit der Expertinnen und Experten zahlt strategisch auf den Ausbau des Kerngeschäfts und die Entwicklung neuer Geschäftsfelder ein. Die Weiterentwicklung des Portfolios, der stärkere Ausbau der Flüssigdüngung, aber auch die Kooperation mit starken Partnern findet sich in den Projekten wieder.
Ein weiteres großes Feld ist das Carbon Farming, welches von Dr. Sven Gönster-Jordan betreut wird. „Wir beschäftigen uns mit Maßnahmen, um per Fernerkundung das im Boden gebundene CO2 zu verifizieren, zu quantifizieren und einen Standard dafür zu entwickeln. Die Vision wäre, dass wir irgendwann unsere benötigten CO2-Zertifikate bei den Landwirten kaufen, die auch unsere Produkte im Einsatz haben.“
Dr. Setareh Jamali Jaghdanis derzeitiger Fokus: Wasserlösliche Düngemittel und Mikronährstoffe. „Gemeinsam mit Dr. Patrick Lawson arbeite ich an der Verbesserung der Blattdüngerwirkung durch Adjuvantien. Er hat viel Erfahrung und kann auf ein Netzwerk an externen Partnern zurückgreifen.“ Adjuvantien – Hilfsstoffe, die die Wirkung verstärken, sind meist ursprünglich für den Pflanzenschutz entwickelt und daher nicht unbedingt für die Mischung mit salzbasierten Düngemitteln geeignet. „Anhand von verschiedenen Kandidaten suchen wir nach den optimalen Adjuvantien, die ihren typischen Charakter beibehalten, auch wenn sie mit Salz in Kontakt kommen.“
Um die Wirkung in verschiedenen Umwelten und unter variierenden Feldbedingungen testen zu können, finden die aktuellen Feldversuche in Deutschland, Frankreich und der Türkei statt. „Nach und nach bauen wir uns ein Netzwerk aus Kooperationspartnern auf, die für uns die Versuche vor Ort durchführen und manchmal schicken sie uns die Proben oder sie führen die In-vitro-Messungen selbst durch und wir erhalten die Ergebnisse.“
Zusammenarbeit fördern
Als Kommunikatorin zwischen dem IAPN und K+S fördert sie den Wissenstransfer in die Praxis. Eine gute Zusammenarbeit zwischen K+S und dem IAPN ist für Dr. Setareh Jamali Jaghdani essenziell. Durch den Dialog werden nicht nur neue Forschungsfelder identifiziert, sondern auch die Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung in der Pflanzenernährung gestärkt.
„Gerade arbeite ich unter anderem an einem Projekt zum Thema Biostimulanzien. Wir untersuchen bei Kulturpflanzen unter Trockenstress, welche Biostimulanzien eine sinnvolle Ergänzung unseres Produktportfolios sein können.“ Biostimulanzien stimulieren natürliche Wachstumsprozesse, welche die Nährstoffaufnahme und -effizienz steigern und die Stresstoleranz verbessern.
Ihr ist es wichtig, die Versuche nach Möglichkeit mit Bachelor- oder Masterstudentinnen und -studenten durchzuführen. „Ich mag es, wenn die Studierenden verstehen, was sie machen müssen – wenn die Personen etwas lernen.“ Dr. Setareh Jamali Jaghdani legt großen Wert darauf, die Versuchsergebnisse im Anschluss aufzubereiten und mit den Forscherinnen und Forschern zu teilen.
Die größte Herausforderung für sie: Ergebnisse auf Deutsch übersetzen. „Deutsch ist meine dritte Sprache. Für mich ist es manchmal schwierig, meine Ergebnisse so aufzubereiten, dass sie alle verstehen.“
Abschließend sagt Dr. Setareh Jamali Jaghdani lachend: „Ich weiß, wie viel besser es im Unternehmen ist. Die Einblicke in den Markt, aber auch der Kontakt zu Herstellern und Landwirten sind sehr spannend. Man muss die Forschung wirklich lieben, um jahrelang darin zu arbeiten.“