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Einen Winter lang bei K+S abhängen

19.08.2024 
Nicht zu kalt, dafür dunkel und möglichst feucht: So mögen es Fledermäuse in ihrem Winterquartier. Das Bergbauunternehmen K+S und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) haben zusammen dafür am Standort Riedel einen neuen Bunker gebaut.

Der Fledermausbunker ist erst ein halbes Jahr alt. Man sieht es ihm von außen nicht an: Auf dem Gelände des ehemaligen Kaliwerks Niedersachsen-Riedel in Uetze-Hänigsen östlich von Hannover hat ihn die Natur seit diesem Frühjahr schnell überwuchert. Bernd Rose lässt den Blick schweifen: “Die Umgebung ist generell gut für Fledermäuse”, findet er. Sein Blick fällt auf die alte Teufhalde des Schachts. “Dort gibt es viele Blumen, das bedeutet viele Insekten und das bedeutet wiederum viel Nahrung für Fledermäuse.”

Bernd Rose engagiert sich im Vorstand des Naturschutzbund (NABU) Burgdorf, Lehrte, Uetze e.V., außerdem ist er Fledermausbeauftragter für die Region Hannover. In der Hand hält er einen großen Schlüsselbund, dutzende Schlüssel klimpern daran. Einer davon ist für den neuen Bunker auf dem Werksgelände in Riedel, gesichert mit einem massiven Vorhängeschloss aus alten Bundeswehrbeständen. Damit niemand die Fledermäuse während ihres Winterschlafs stören kann. Es ist das 65. Winterquartier für Fledermäuse, das Bernd Rose mit betreuen wird.

Mehr als eine Ausgleichsmaßnahme

Auf dem Gelände des Standorts Riedel hat K+S einen alten Wasserturm abreißen lassen. Thomas Müller aus der Stabsstelle der Inaktiven Werke von K+S erklärt: “Eine Nebenbestimmung des Abrisses war, dass wir für Fledermäuse Ersatzquartiere für den Sommer schaffen mussten.” Dem wurde mit mehreren Holzverschlägen unter einer Dachrinne an einem bestehenden Gebäude Genüge getan. “Das sind Wochenstuben, in denen hunderte Zwergfledermäuse ihre Jungen zur Welt bringen können”, sagt Fledermaus-Experte Bernd Rose. Nach vier Wochen fliegen die Jungtiere dann aus. Die Verschläge dienen den Tieren auch als Sommerquartier, aber auch als Paarungsquartier im Herbst.

“Weil K+S der Schutz von Fledermäusen wichtig ist, haben wir über die Nebenbestimmung hinaus ein Winterquartier angelegt ”, sagt Grubenwirtschaftsingenieur Thomas Müller. Mit einem Bagger wurde eine Grube ausgehoben, 3 mal 3 Meter lange Betonrohre ineinandergeschoben, anschließend übererdet und bepflanzt. Bernd Rose hat dann den Innenausbau übernommen, den Eingang zugemauert und eine kleine Tür eingebaut. Die Tiere selbst finden den Weg ins Innere durch eine lediglich handbreite Öffnung.

Optimale Bedingungen am alten Kaliwerk

Die Bedingungen im Bunker seien optimal, so Bernd Rose: hohe Luftfeuchtigkeit und im Winter konstante 2 bis 6 Grad. Damit sich die Tiere wohlfühlen, hat er Lochziegel aufgehängt, auf einer Seite mit etwas Zement verschlossen. In den Löchern verkriechen sich die Fledermäuse instinktiv und hängen sich kopfüber auf, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Der Boden des Bunkers steht unter Wasser, gespeist aus einer alten Satellitenschüssel. Sie fängt etwas Regen auf und leitet das Wasser über ein Rohr in den Bunker. Feuchtigkeit ist wichtig, damit die Flügel der Fledermäuse während des Winterschlafs nicht austrocknen. “Ich garantiere Ihnen: Im Winter 2025/26 wird eine Fledermaus hier Winterschlaf halten und dann werden es jedes Jahr mehr werden”, sagt Bernd Rose optimistisch.

Warum Fledermausschutz wichtig ist? Auch darauf hat Fledermaus-Experte Bernd Rose eine Antwort: “Fledermäuse regulieren den Bestand an Insekten.” Gäbe es zu viele Insekten, würde das zum Beispiel der Landwirtschaft schaden, auch weil mehr Pestizide eingesetzt werden müssten.

 

 

Wussten Sie schon, dass...

  • eine Zwergfledermaus pro Nacht 3000 Mücken frisst? Das entspricht einem Drittel ihres Körpergewichts
  • in Deutschland 25 Fledermaus-Arten vorkommen? 22 von ihnen gelten als vom Aussterben bedroht.
  • Fledermäuse langlebig sind? In freier Wildbahn werden sie meist mehrere Jahre alt, in Gefangenschaft sogar bis zu 30 Jahre. Ihr Immunsystem wehrt Viren und Krebszellen zuverlässig ab.
  • es insgesamt 1460 Fledertier-Arten gibt?
  • sich drei Viertel aller Fledertier-Arten von Insekten ernähren?
  • Fledertiere sich während des Eozäns vor 50 Mio. Jahren weltweit verbreitet haben?
  • Fledermäuse sich nachts mit einem eigenen Echolot orientieren? Trotzdem haben sie auch gute Augen.

Nicht das erste Projekt: Wo K+S sonst noch Fledermäuse schützt

Unsere einheimischen Fledermausarten sind teilweise vom Aussterben bedroht. Eine der Ursachen ist das Fehlen geeigneter Winterquartiere. Fledermäuse sind auf frostfreie Quartiere wie Höhlen, Bergwerksstollen, Felsenkeller oder alte Bunkeranlagen angewiesen. Auch die Obere Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Kassel versucht in enger Zusammenarbeit mit den Naturschutzvereinen vor Ort, solche Quartiere für den Fledermausschutz zu öffnen und, falls nicht vorhanden, Hangplätze zu schaffen. Auf Initiative von K+S-Mitarbeitern hat K+S im November 2020 zwei ehemalige Luftschutzstollen am Standort Wintershall zu Fledermausquartieren umgebaut. Der Bunker ist ein Beispiel für erfolgreichen Artenschutz durch K+S, Behörden und Umweltschutzorganisationen. (Link nur intern: https://scoop-plus.com/wissen/winterquartier-fuer-dracula)

Ebenfalls 2020 wurde an der Halde Friedrichshall ein Fledermausbunker neu gebaut. Im Zuge der dortigen Haldenabdeckung musste ein alter Bunker, der rund 40 Jahre lang Fledermäusen und Kleintieren als Winterquartier gedient hatte, entfernt werden. Das Ersatzquartier wurde zusammen mit der NABU-Ortsgruppe Burgdorf, Lehrte, Uetze geschaffen, mit Lochsteinen und artgerechten Einflugschlitzen versehen.

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