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Frauenpower im Bergbau
2015 begann Alexandra Kraus ihre Ausbildung als erste Chemikantin am K+S-Standort Neuhof-Ellers. Mit gerade einmal 16 Jahren zog sie von Kassel in die unbekannte Umgebung. Sie ließ Familie und Freunde in der Heimat zurück und war zum ersten Mal ganz auf sich allein gestellt. Die Gegend erschien ihr zunächst abgelegen und einsam, die Produktion war damals fest in Männerhand - und nicht alle Kollegen waren von einer Frau im Team begeistert. Doch Alexandra Kraus wollte sich beweisen, zu groß war ihr Interesse an Naturwissenschaft und Technik. Ein reiner Schreibtischjob kam für sie nicht in Frage, sie wollte anpacken, die Prozesse hautnah miterleben und als Frau selbst etwas bewegen. Diese Einstellung stieß nicht überall auf Zustimmung.
Vorurteile widerlegen und durchhalten
Die Herausforderungen ließen nicht lange auf sich warten. Vor allem die Arbeit mit schwerem Gerät wie Vorschlaghämmern oder Pressluftmeißeln verlangte ihr anfangs körperlich alles ab. Auch mit den Vorurteilen ihrer männlichen Kollegen hatte sie damals immer wieder zu kämpfen. Immer wieder kamen Zweifel auf, ob sie in diesem Umfeld bestehen könne. Doch Alexandra bewies das Gegenteil. Mit unermüdlichem Einsatz und Durchhaltevermögen überzeugte sie. Ihr Ausbilder Manuel Müller erkannte ihr Potenzial und unterstützte sie nach Kräften auf ihrem Weg. Zu Recht: 2018 hat sie ihre Ausbildung zur Chemikantin in Neuhof erfolgreich abgeschlossen - und dient damit vielen anderen jungen Frauen als Vorbild.
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Zusammen mit Georg Wald (Fabrikassistent), der zeitweise auch ihr Ausbilder war, und Kollege Felix Heil, der damals im gleichen Lehrjahr war
Karriere mit technischem Know-how
Nach ihrer Ausbildung wollte sich Alexandra im technischen Bereich weiter qualifizieren. Die K+S AG ermöglichte ihr 2019 eine Ausbildung zur Verfahrenstechnikerin an der Fachschule für Wirtschaft und Technik in Clausthal-Zellerfeld. Die Corona-Pandemie erschwerte das Lernen, vieles fand online statt, der persönliche Austausch war eingeschränkt. Trotz dieser Hindernisse schloss sie ihre Ausbildung 2021 erfolgreich ab. Zurück in Neuhof begann sie als Produktionsmitarbeiterin, wurde aber aufgrund von Personalengpässen schnell zur Vorarbeiterin befördert. Auch hier stieß sie zunächst auf Skepsis. Doch Alexandra hat einmal mehr bewiesen, dass Kompetenz und Engagement keine Geschlechtergrenzen kennen.
Verantwortung übernehmen, Teamgeist fördern
Seit August 2024 ist Alexandra als Aufsicht Produktion über Tage für rund zehn Mitarbeitende verantwortlich. Zu ihren vielfältigen Aufgaben gehören die Kontrolle der Anlagen, die Koordination der Arbeitsabläufe sowie die Sicherstellung von Qualität und Teamgeist. „Die Förderung eines positiven Arbeitsklimas ist für mich genauso wichtig wie die Optimierung der Produktionszahlen. Ein gutes Miteinander ist entscheidend für den Erfolg“, sagt die heute 25-Jährige. Auch wenn sie lange Zeit die einzige Frau in ihrem Bereich war, gehören die Vorurteile von damals längst der Vergangenheit an. “Wir sind ein tolles Team“, freut sich Alexandra. Seit 2023 gehört sie auch zum Team der Werkfeuerwehr.
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Alexandra Kraus während ihrer Schicht am Standort Neuhof-Ellers
Frauen im Bergbau: Bereicherung für die Branche
Der Bergbau ist im Wandel. Lange Zeit galt er als Männerdomäne, doch immer mehr Frauen wagen den Schritt in technische Berufe und beweisen, dass sie nicht nur mithalten und anpacken können, sondern auch neue Perspektiven einbringen. Das findet auch Alexandra: „Es wäre schön, wenn es mehr Frauen in Männerberufen gäbe!“ Ihr eigener Weg ist ein Beispiel dafür, dass es sich lohnt, Hürden zu überwinden. Und dafür, dass die Zukunft des Bergbaus durchaus weiblicher werden kann.
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Ein gutes Miteinander ist entscheidend für den Erfolg.
Privat: Abenteuer und Vierbeiner
Neben ihrer Arbeit liebt Alexandra die Natur und das Abenteuer. Ihr treuer Begleiter: Labrador Louis, mit dem sie täglich lange Spaziergänge unternimmt - auch wenn sie dafür in der Frühschicht um 3.15 Uhr aufstehen muss. Früher war sie oft mit dem Motorrad unterwegs, aber durch den Schichtdienst bleibt dafür kaum noch Zeit. Ihren Urlaub verbringt sie am liebsten am Meer - ob mit Hund an der Ostsee oder auf Reisen in ferne Länder. Dort taucht sie buchstäblich in eine andere Welt ein: Gerade macht sie ihren Tauchschein, um die faszinierende Unterwasserwelt noch intensiver erleben zu können. Auch wenn ihr Beruf für sie mehr als nur ein Job ist - in ihrer Freizeit genießt sie die kleinen Dinge: Freunde treffen, ins Café gehen, einfach das Leben genießen.
Alexandra Kraus zeigt eindrucksvoll, dass Frauen im Bergbau nicht nur willkommen sind, sondern die Branche bereichern. Ihr Weg ist Vorbild - und vielleicht Inspiration für viele junge Frauen, die noch unsicher sind, ob sie sich in eine Männerdomäne wagen sollen. Die Antwort ist eindeutig: Ja!