„Gemeinsam erreichen wir mehr als jede für sich!“
Vielen Dank, Barbara und Christina, dass ihr eure Erfahrungen teilt. Im Frühjahr diesen Jahres seid ihr mit dem neuen Führungsmodell gestartet. Wie ist die Teilung der Funktion zustande gekommen?
Dr. Barbara Volmert: „Christina Kordes hatte mich während meiner Elternzeit ein knappes Jahr als Leiterin Environmental Law, Permits & Regulatory Affairs vertreten. Als meine Rückkehr bevorstand, ging es darum, ein Modell zu finden, welches unser beider Interessen Rechnung trägt und gleichzeitig einen Mehrwert für K+S bietet. Wir sind jeweils Mutter eines Kindes und hatten in Gesprächen mit HR bereits geklärt, dass wir zunächst nicht in Vollzeit arbeiten möchten. Auf Initiative unseres Vorgesetzten, Dr. Jens Christian Keuthen, Leiter Legal, Tax, Regulatory Affairs & New Business Areas, erarbeitete HR die Voraussetzungen für ein Modell, das es so bei K+S zuvor noch nicht gegeben hatte: Die Aufteilung einer Führungsposition auf genau genommen vier Schultern, das sogenannte Topsharing.“
Christina Kordes: „Natürlich mussten auch wir diese Idee unseres Vorgesetzten erstmal auf uns wirken lassen. Wir waren uns aber schnell einig: Wenn wir das jetzt machen, dann machen wir das richtig! Zunächst mussten einige arbeitsrechtliche und technische Fragen geklärt, aber beispielsweise auch die Erwartungen von Jens Christian Keuthen an die Zusammenarbeit mit uns und umgekehrt abgeklopft werden. Danach hatten wir bei der konkreten inhaltlichen Ausgestaltung unseres Modells weitgehend freie Hand. In diesem Prozess hat uns die HR ganz toll unterstützt.“
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist mir ein großes Anliegen. Die Leitung der Konzernumweltabteilung bringt hohe zeitliche Anforderungen mit sich, viele Dienstreisen zu Ämtern und Behörden, Stakeholderformate, wie z.B. Runde Tische, die häufig auch in den Abendstunden stattfinden. Der drohenden Teilzeitfalle (Risiko permanenter Überstunden) kann so entgegenwirkt werden. Die ersten Monate haben gezeigt, dass sich das Format bewährt.
Die Funktion ist zu Beginn auf 1,5 FTE festgelegt worden. Hat sich dieser Zuschnitt als passend erwiesen?
Dr. Barbara Volmert: „In unserer Einheit ist eine große Themenfülle gebündelt. Als Leitung müssen wir bei allem auf dem Laufenden sein und gleichzeitig viele externe Termine, insbesondere mit Behörden, wahrnehmen. Christina und ich haben beide die Erfahrung gemacht, dass dies mit nur einer FTE kaum zu stemmen ist. Durch das Topsharing erhalten unsere Umweltthemen – von Bergbau über Halden bis Wasser – ein besonderes Gesicht und Gewicht, sowohl nach intern als auch nach extern. Unser Anspruch ist es, als Duo einen Mehrwert zu bieten. Hinzu kommt: Die gemeinsame Abstimmung ist essenziell dafür, dass unser Modell funktioniert. Wieviel Zeit dafür nötig ist und welcher Detailgrad in unseren Abstimmungen sinnvoll und effizient ist, mussten wir erst lernen. Der jetzige Zuschnitt der Funktion ermöglicht es uns, unserem Anspruch gerecht zu werden.“
Durch das Topsharing erhalten unsere Umweltthemen – von Bergbau über Halden bis Wasser – ein besonderes Gesicht und Gewicht, sowohl nach intern als auch nach extern.
Wie funktioniert eure Zusammenarbeit in der Praxis?
Christina Kordes: Wir haben die Themen grundsätzlich unter uns aufgeteilt, allerdings begleiten wir bestimmte Fokusthemen, beispielsweise die Haldenabdeckung, aufgrund der Bedeutung und der Komplexität zusammen. Wesentliche Entscheidungen treffen wir grundsätzlich gemeinsam. Ansonsten gilt, dass die eine vollumfänglich hinter den Entscheidungen der anderen steht. Wir sind für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Team ansprechbar, haben aber die disziplinarische Führung aufgeteilt. Unser Team hat im Übrigen von Beginn an sehr aufgeschlossen auf die neue Konstellation reagiert, das hat uns sehr gefreut.
Es gilt, dass die eine vollumfänglich hinter den Entscheidungen der anderen steht.
Das klingt, als sei die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf nur einer der positiven Aspekte des Topsharings.
Dr. Barbara Volmert: Ja, für uns ist das tatsächlich nur ein Aspekt unter mehreren. Wir sind in einem dynamischen Umfeld unterwegs und müssen uns kontroversen Situationen stellen. Dabei können wir von den Erfahrungswerten der anderen profitieren und haben einen Sparringspartner, mit dem man Entwicklungen und Entscheidungen diskutieren sowie Strategien abwägen kann. Ich glaube, dass unsere persönliche Weiterentwicklung durch das Tandem weiter befeuert wird. Gemeinsam erreichen wir mehr als jede für sich!
Aus HR-Perspektive bringt dieses Arbeitsmodell viele Vorteile mit sich. Unsere Mitarbeitenden können Familie und Beruf besser vereinbaren, die Zusammenarbeit sowie der Wissensaustausch werden gefördert, was zu innovativeren und fundierteren Entscheidungen führen kann. Außerdem ermöglicht dieses Modell, verschiedene Perspektiven und Fähigkeiten in eine Position einzubringen. Es stärkt auch die Resilienz und Kontinuität im Unternehmen, da bei Abwesenheit der andere Partner die Aufgaben nahtlos übernehmen kann. Natürlich gibt es auch Herausforderungen: Der Prozess ist aufwendiger und zeitintensiver als die Besetzung einer Stelle mit nur einer Person. Die Abstimmung zwischen den Beteiligten kann komplex sein. Auch müssen die Kosten einer solchen Konstellation genau betrachtet werden. Aber es lohnt sich! Es macht uns als Arbeitgeber attraktiver und unterstützt gleichzeitig die Zufriedenheit und Produktivität unserer Mitarbeitenden. Ferner ist es wichtig, alternative Arbeitsmodelle in Betracht zu ziehen, denn die Zukunft der Arbeitswelt wird von uns flexible und innovative Ansätze verlangen.
Im Gespräch ist deutlich zu merken, dass die Chemie zwischen euch stimmt. Ist das für euch die Voraussetzung dafür, dass ein solches Modell erfolgreich ist?
Christina Kordes: „Wir arbeiten seit mehr als acht Jahren zusammen, sind ungefähr im gleichen Alter und haben eine ähnliche Biografie. Sicherlich trägt das dazu bei, dass es bei uns funktioniert. Ich denke aber, dass das Modell auch in anderen Konstellationen Erfolg haben kann. Das muss für jede Führungsposition individuell bewertet werden. Ich bin mir jedoch sicher, dass das Vertrauen in die andere Person die unverzichtbare Basis ist. Außerdem sollte man die Kunst beherrschen, sich auch mal ein Stück zurückzunehmen und dem Pendant die Bühne zu überlassen.“
Dr. Barbara Volmert: „Natürlich sind wir auch ein Stück weit stolz, dass wir die Vorreiterinnen sein dürfen. K+S hat sich hier einem innovativen Arbeitsmodell geöffnet und ich kann nur dafür plädieren, dass dieser eingeschlagene Weg fortgesetzt wird. Und ich möchte die Kolleginnen und Kollegen gern dazu aufzurufen, gleichermaßen offen für unterschiedliche Konstellationen und Karrieremöglichkeiten zu sein.“