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Hafensanierung schreitet voran – das passiert auf der Baustelle
Es ist windig an diesem Tag im späten Januar. Das Wasser kabbelt im Hafenbecken des ehemaligen Kaliwerkes Friedrichshall in Sehnde. Gerade ist die Sonne etwas herausgekommen. Holger Illian, Tim Warncke und Jochen Meyer treten aus dem Baucontainer ins Freie. Gerade hatten sie Baubesprechung.
Über Jahrzehnte wurden im Hafen Düngemittel der Kaliwerke Friedrichshall und Bergmannssegen-Hugo verschifft, um auf dem Mittellandkanal weitertransportiert zu werden. Die wichtigsten Zielorte: Amsterdam, Basel, Braunschweig, Magdeburg und Salzgitter. Doch die Spundwände der Kaimauer sind nach der langen Nutzungsdauer marode. Die Statik war gefährdet. Dank eines Monitoring-Programms konnte der Hafen zunächst weiter betrieben werden.
Unterwasserdrohne zeigte, wie es unter der Wasseroberfläche aussah
Mit einer Unterwasserdrohne ließ Holger Illian, Bauingenieur und Projektleiter bei K+S, die beiden Spundwände und das Hafenbecken untersuchen. Die Ergebnisse: Die alten Spundbohlen waren sehr stark korrodiert und zudem standen sie nicht mehr lotrecht im Untergrund bis zur Oberkante der Hafenmauer. Zusätzlich ist der Hafen und insbesondere die bislang ungenutzte Ostseite des Hafens stark verlandet. Ein Ausbaggern war wegen der zu geringen Einbindungstiefe der alten Spundbohlen und ihrer Neigung nicht mehr möglich.
Spundbohlen mittlerweile vollständig eingerammt
Eine Lösung musste her. Die Idee: Auf 110 Metern pro Seite neue Spundwände vor den alten einrammen, dann mit Ankern im Erdreich unter dem Kai fixieren und den entstandenen Zwischenraum verfüllen. „Das ist ein innovatives Verfahren, das in der Fachwelt auch für Aufsehen gesorgt hat“, sagt Holger Illian. Der Bauingenieur leitet für K+S das Projekt. Die Sanierung stellt für weitere Jahrzehnte den Hafenbetrieb sicher. Auf der Ostseite waren die Spundbohlen Ende Januar auf voller Länge einvibriert und eingerammt. Auch die Westseite wurde Mitte Februar abgeschlossen.
Binnenschifffahrt ist bedeutender Verkehrsträger
„Binnenschiffe für den Transport zu nutzen, bedeutet auch mehr Flexibilität – zusätzlich zu Bahn und Lkw“, sagt Dr. Hagen Jeschke. Der 51-Jährige leitet seit Anfang 2025 den Produktionsstandort Bergmannssegen-Hugo. Noch 2021 verließen 36 Prozent der Jahresproduktion das Werk per Schiff, danach wurde es stetig weniger. Größenordnungen, die Hagen Jeschke und Tim Warncke, Leiter Technik des Werks Bergmannssegen-Hugo, auf der strategisch wichtigen Ost-West-Achse Mittellandkanal wieder erreichen möchten.
Schließlich verbindet der Kanal Deutschland mit den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Schweiz, Polen und Tschechien. „Mit der Sanierung halten wir uns die Option offen, in Zukunft das Potenzial des Mittellandkanals optimal zu nutzen“, sagt Hagen Jeschke. Damit auch in Zukunft Düngemittel von der Region Hannover aus verschifft werden können.