Bei der Grundsteinlegung betonte Willhelm Wedde, Zweiter stellvertretender Bürgermeister der Stadt Langelsheim, dass die Investition in den Standort ein gutes Signal für die Kommune sei, man hoffe auf neue Arbeitsplätze. Geschäftsführer Dr. Mirko Händel vom Generalunternehmer Josef Meissner aus Köln zollte dem ganzen Projektteam Respekt, dass in so kurzer Zeit ein so anspruchsvolles Projekt auf die Beine gestellt worden sei.
Weddes Hoffnung ist begründet: Einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag nimmt die Tochtergesellschaft der Kasseler K+S AG in die Hand. Doch MSW investiert nicht nur in Anlagen: Das Unternehmen sucht auch personelle Verstärkung. Durch die neue Produktion wird um mehr als zehn Stellen aufgestockt. Im ersten Schritt sind in diesem Herbst Stellen für Industriemechaniker oder Betriebsschlosser sowie für Elektriker oder Elektroniker zu besetzen – und die MSW freut sich auf Bewerbungen.
Grund für die Investition: Die EU hat die Arbeitsplatzgrenzwerte stark gesenkt – und das gleich ordentlich: Um bis zu 90 Prozent müssen bis zum Sommer 2025 in den Bergwerken die Werte beispielsweise für Diesel- und Stickoxid-Emissionen gesenkt werden. Eine echte Herausforderung, sagt MSW-Geschäftsführer Professor Dr. Rüdiger Triebel, die die K+S und das Langelsheimer Unternehmen angenommen haben – und bewältigen wollen.
Darum geht es beispielsweise in den Kali- und Steinsalzbergwerken der K+S AG: Unter Tage wird das Gestein abschnittsweise mit genau geplanten Sprengungen gelöst. Dabei entstehen Gase, die kontrolliert abgeführt werden. Seit Jahrzehnten wird, so Triebel, bei K+S der Sprengstoff ANDEX LD genutzt, den die MSW produziert. Zwar habe man in den vergangenen Jahren die Emissionen, die durch Sprengarbeiten und Dieselmotoren unter Tage entstehen, bereits erheblich gesenkt – aber es gebe den Bedarf, einen noch besseren, emissionsärmeren Sprengstoff zu verwenden, damit die neuen Grenzwerte zu jeder Zeit und an jedem Ort eingehalten werden können.
Ursprünglich hatte man für die K+S-Bergwerke einen anderen Sprengstoff als Alternative im Blick: eine Emulsion, also flüssigen Sprengstoff. Dazu hätte man in den Bergwerken die komplette Logistik, die Handhabung und die Sprengtechnik verändern müssen, jedoch erfüllen die am Markt verfügbaren Systeme die besonderen Anforderungen der K+S nicht. Da kam, erzählt Triebel, bei MSW-Chemie die Idee auf, ob man statt einem pumpbaren Emulsionssprengstoff nicht auch ein Granulat herstellen könne. Das gelang den Experten bei MSW. „Vereinfacht ausgedrückt“, sagt Triebel, „überführen wir den günstigen Zustand des flüssigen Emulsionssprengstoffs in eine feste Form – so entsteht ein Granulat.“ Das neue Produkt ist patentiert und trägt den Namen Granulex.
Für die Produktion von Granulex wird nun in Langelsheim die neue Anlage gebaut. Parallel läuft die Herstellung von ANDEX LD weiter. Auf den Bergwerken werden die erforderlichen Anpassungen überschaubar bleiben – was die Akzeptanz der Kunden natürlich erhöhe, sagt der MSW-Chef. In Langelsheim werde dann ab 2024 Granulex hergestellt – das neue Werk wird mit Bedacht hochgefahren, die Produktion von ANDEX LD entsprechend verringert. Die bisherige Anlage kann die Bergwerke sicher mit den benötigten Mengen an Sprengstoff versorgen, das gilt auch für die neue Anlage.
K+S benötigt für seine Bergwerke den Löwenanteil des Sprengstoffs – Triebel geht aber davon aus, dass es neben den Bestandskunden auch andere Unternehmen gibt, die wegen der neuen Arbeitsplatzgrenzwerte potenzielle Neukunden der MSW werden könnten. Somit kann von einer guten Auslastung der Produktion des neuen Werkes ausgegangen werden, die MSW blickt zuversichtlich in die Zukunft.
Zusatzinfo: Wie wird eigentlich unter Tage gesprengt?
In das Gestein, erklärt MSW-Chef Triebel, werden Löcher gebohrt, in genau berechneten Abständen, sieben Meter lang. In der Mitte gibt es drei größere Löcher, die als erster Hohlraum dienen, in den das herausgesprengte Gestein fallen kann. In allen anderen Sprengbohrlöchern wird ein Zünder platziert, dann werden sie mit Sprengstoff gefüllt. Die Abfolge jeder Sprengung ist präzise festgelegt – schließlich geht es nicht nur darum, das Gestein herauszusprengen, es muss auch sichergestellt werden, dass die Gesteinsbrocken nicht zu groß und nicht zu klein sind. Die Zündungen in den Bohrlöchern finden mit Abständen von 250 Millisekunden statt. Gibt es 24 Zeitstufen, dann dauert so ein Vorgang schon mal sechs Sekunden Und: Alles muss danach so liegen, dass die Fahrlader beim Abtransport des Haufwerks effektiv arbeiten können.
Über MSW-Chemie
Die MSW-Chemie GmbH gehört zur K+S Gruppe und ist auf die Herstellung handhabungssicherer gewerblicher Sprengstoffe spezialisiert, die überwiegend im Bergbau eingesetzt werden. Zu den Hauptabnehmern zählen Salz- und Kalibergwerke. Im Jahr 1921 als Mitteldeutsche Sprengstoffwerke Miedziankit GmbH gegründet, ist MSW seit über 100 Jahren in Langelsheim ansässig und bietet derzeit 22 Mitarbeitern einen sicheren Arbeitsplatz.
Über K+S
Wir leisten einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag: Landwirten helfen wir bei der Sicherung der Welternährung. Mit unseren Produkten halten wir zahlreiche Industrien am Laufen. Wir bereichern das tägliche Leben von Konsumenten und sorgen für Sicherheit im Winter. Mit rund 11.000 Mitarbeitern, Produktionsstätten auf zwei Kontinenten und einem weltweiten Vertriebsnetz sind wir ein verlässlicher Partner für unsere Kunden. Gleichzeitig richten wir uns neu aus: Wir setzen noch stärker als bisher auf Düngemittel und Spezialitäten. Wir werden schlanker, kosteneffizienter, digitaler und leistungsorientierter. Auf einer soliden finanziellen Basis erschließen wir uns neue Märkte und Geschäftsmodelle. Wir bekennen uns zu unserer gesellschaftlichen und ökologischen Verantwortung in allen Regionen, in denen wir tätig sind.